Pfadfindergeschichte

Die Geschichte des Pfadfindertums und der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG):

1907
 
Lord Robert Baden Powell, Gründer der Weltpfadfinderbewegung, hält das erste Zeltlager auf Brownsea Island (Großbritannien) ab. Mit 22 Jungen aller sozialen Schichten probiert er erstmals sein Konzept einer Pädagogik des Erlebens und der Verantwortung für den Einzelnen und die Gruppe.

1908
Baden Powell veröffentlicht sein Buch »Scouting for Boys«, das sofort reißenden Absatz findet und innerhalb kurzer Zeit zur Gründung der Weltpfadfinderbewegung führt. Ihr gehören heute 34 Millionen Mitglieder an. Sie ist damit die größte Jugendorganisation der Welt.

1909
Der Pfadfindergedanke schwappt über den Kanal auch nach Deutschland: Der Stabsarzt Dr. Alexander Lion »erfindet« den Begriff Pfadfinder für das englische Wort »Scout« und verbindet in seiner Konzeption deutsche Vorstellungen von Jugendarbeit mit den Ideen Baden-Powells.

1914
In Deutschland gibt es zu Beginn des 1. Weltkrieges schon 110.000 Pfadfinder, die allerdings wegen der unterschiedlichen Interpretation des Inhalts der pfadfinderischen Erziehung in zahlreiche Gruppierungen zersplittert sind. Nach dem Krieg gewinnt die Jugendbewegung an Bedeutung und beeinflusst die Inhalte der Pfadfinderbewegung: Einfaches Leben, Naturbewusstsein, Fahrt und Lager, eigenständiges Denken und Handeln - diese Prinzipien gewinnen an Stellenwert.

1922
Gründung der Weltpfadfinderbewegung

1928
Erste katholische Pfadfindergruppen gründen sich in Wuppertal, Beuthen, München, Berlin, Frankfurt/Main und Speyer.

1929
Altenberg, 7. Oktober: Die Stämme schließen sich zur Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) zusammen. Sie werden in den katholischen Jungmännerverband aufgenommen. Aus den anfangs 800 Mitgliedern werden in den 30er Jahren 9.000. Die DPSG verbindet die Gedanken der Pfadfinderbewegung mit denen der katholischen Jugendbewegung und betont gleichzeitig Einfachheit, Naturverbundenheit, Wahrhaftigkeit sowie die Freiheit jugendlicher Gestaltungskraft. Außerdem bezieht die DPSG Erwachsene in die Arbeit ein und nimmt von Beginn an Mitglieder aus allen sozialen Schichten auf.

1930
Die DPSG formuliert ihr Pfadfindergesetz, das bis 1971 in dieser Form gültig bleibt. Außerdem beschließt das 1. Bundesthing (später Bundesversammlung) eine Kluft und eine vorläufige Bundesordnung.

1934
Die Nationalsozialisten verbieten das Tragen von Kluft, Banner und Abzeichen. In den folgenden Jahren nimmt der Druck auf die Mitglieder des Verbandes zu, es kommt zu schweren Auseinandersetzungen mit der Hitlerjugend. Trotzdem gibt es immer wieder Zeichen der Eigenständigkeit - wie die Romfahrt 1935.

1936
Die Freiheit der Gruppen wird stark eingeschränkt. Die Georgspfadfinder brauchen viel Mut, wenn sie sich in der öffentlichkeit jetzt noch zu ihrem Verband bekennen, so dass die Schar derer, die offen Mitglieder der DPSG bleiben, kleiner wird.

1937
Die Landespfadfinderschaften Münster, Paderborn und Trier werden durch die Gestapo zwangsweise aufgelöst.

1938
Der katholische Jungmännerverband und die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg werden aufgelöst und verboten. Dennoch nehmen immer wieder einzelne Mitglieder Bedrohung und Verfolgung auf sich, weil sie am pfadfinderischen Leben als eigenständiger Alternative gegen die Repressionen des Nationalsozialismus festhalten. Ihnen ist es zu verdanken, dass auch in dieser Zeit ein jugendkulturelles Bekenntnis gelebt wird. Als »Gemeinschaft Sankt Georg« wirken Pfadfinder im Untergrund weiter. Manche wagen sogar den Kontakt zu ausländischen Pfadfindern und legen auf diese Weise den Grundstein für spätere Verständigung.

1945
Neugründung vieler Pfadfindergruppen auf örtlicher Ebene.

1946
Durch den erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg einberufenen Bundesthing wird eine neue Bundesordnung beschlossen.

1947
Die DPSG ist Mitbegründerin des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).

1949 
Eine neue Struktur der DPSG und eine neue Kluft werden eingeführt. Frauen dürfen Wölflingsführerinnen werden. Das Rüsthaus wird gegründet und der Georgsverlag entsteht. Die DPSG hat vier Jahre nach Kriegsende 20.500 Mitglieder.

1950
 Die DPSG wird über den Ring deutscher Pfadfinderverbände Mitglied der Internationalen Pfadfinderkonferenz (WOSM).Rund 1.000 Georgspfadfinder pilgern nach Rom. Auf diese zweite Romwallfahrt (nach 1935) nehmen sie ein Holzkreuz mit (Bild).

1956 
Aufruf der Georgsritter (heute Rover) zu einem Sozialwerk: In Westernohe im Westerwald entsteht in vielen Stunden Eigenarbeit ein Zeltlagerplatz und Ferienheim für behinderte Menschen - das heutige Bundeszentrum der DPSG.

1961 
Aufruf zur ersten Jahresaktion: »Flinke Hände, flinke Füße schaffen ein Werk für körperbehinderte Jugendliche«. Im Verlauf dieser Aktion kommen mehr als 250.000 Mark zusammen. Die Jahresaktionen mit wechselnden Schwerpunkten sind bis heute wichtiger Bestandteil der Arbeit der DPSG. Der 23. Bundesthing beschließt die Einführung der Jungpfadfinderstufe (11 bis 13 Jahre alte Jungen), außerdem werden die »Georgsritter« in »Rover« umbenannt.

1966
Das neue Lilienbanner wird eingeführt.

1969
Beim 31. Bundesthing beschließt der Verband eine neue Satzung mit neuen Bezeichnungen: Bundesversammlung (statt Bundesthing), Vorsitzender (statt Feldmeister), Leiter (statt Führer). Außerdem wird eine pädagogische Diskussion angestoßen, die in der Neufassung der Ordnung des Verbandes mündet.

1971
Offiziell können Mädchen und Frauen nun Mitglieder der DPSG werden. Das Pfadfindergesetz von 1930 wird ersetzt und weitergeführt durch die »Grundlinien unserer Lebensauffassung«: Leben in Hoffnung, Leben in Freiheit, Leben in Wahrheit, Leben in tätiger Solidarität. Inhaltlich orientiert sich die DPSG weg vom Waldläufertum hin zu einer Gruppenpädagogik, in der Kooperation und Verantwortung durch Erfahrung und Erleben gelernt werden sollen. Sie schwenkt so auf einen Weg ein, der direkt auf die Vorstellungen Baden-Powells zurückgeht.

1987
Die Bundesversammlung beschließt eine neue Ordnung des Verbandes.

1995
Die 57. Bundesversammlung beschließt die Einführung der Kindermitbestimmung auf Stammesebene.

2005
Die Bundesversammlung beschließt eine neue Verbandsordnung. Darin enthalten ist zum ersten Mal eine Beschreibung des Menschenbildes der DPSG. Auf Wunsch vieler Mitglieder wird auch ein modernes Pfadfindergesetz beschlossen.

Im Sommer gestaltet die DPSG gemeinsam mit der PSG und dem Internationalen Katholischen Missionswerk missio mit dem Projekt »scoutmission - Glauben in der Tat« den Weltjugendtag. Ein großes Zeltlager entsteht auf den Düsseldorfer Rheinwiesen, in Köln eröffnet der Diözesanverband das International Scout Centre. Zum scoutmission-Festival kommen schließlich mehr als 7.500 Menschen zur Bühne vor dem Düsseldorfer Landtag.

2007
 Das 100-jährige Jubiläum der Pfadfinderbewegung feiert die DPSG zusammen mit den Ringe-Verbänden BdP, PSG und VCP unter dem Motto "scouting 100". Dazu gibt es unter anderem einen großen gemeinsamen Leiterkongress in Berlin. Bundespräsident Horst Köhler lädt außerdem zum Jubiläum Pfadfinder aus aller Welt zu einem Zeltlager und zu einer internationalen Begegnung im Park von Schloss Bellevue ein.

2009
Die DPSG feiert ihr 80-jähriges Bestehen.

 

Quellen: www.dpsg.de und www.dpsgmuenster.de